Ob Corona oder Klimakrise – immer wieder stellt sich die Frage: Sind unsere Strukturen in den westlichen Demokratien zu langsam, um die großen Herausforderungen zu meistern? Machen das autoritäre Systeme nicht besser? Da wir nicht lange debattiert, sondern durchregiert. Wir sprachen darüber mit dem Club of Rome-Mitglied Stefan Brunnhuber.
Insbesondere die Corona-Pandemie stellt eine Zäsur dar. Auch in demokratischen Staaten werden Bürgerrechte außer Kraft gesetzt. Freiheit ist zwar wichtig, aber es gibt noch wichtigeres, so lautet der Tenor. Und aus Angst vor Krankheit, Tod oder unkontrollierbarem Klimachaos sind viele von uns nur zu gern bereit, unsere Freiheiten zurückzustellen.
Immer öfter wird dabei ein Gegensatzpaar zwischen „Gerechtigkeit“ und „Freiheit“ aufgebaut. Aber Freiheit ist kein Ballast in Krisenzeiten. Sie sind auch kein Privileg, sondern ein Grundrecht. Das findet unser heutiger Gast Prof. Dr. Dr. Stefan Brunnhuber. Er ist von Hause aus sowohl Mediziner und Psychologe als auch Wirtschaftssoziologe. Er ist zugleich auch Mitglied des hochgeachteten Club of Rome. Als Dahrendorf-Schüler ist Brunnhuber ein Verfechter offener Gesellschaften. Von Gegensatzbeziehungen Klima oder Gesundheit vs. Freiheit hält er deshalb nicht viel.
Dennoch ist die offene Gesellschaft heutzutage alles andere als ein Selbstläufer. Vor allem von autoritären Modellen sieht Brunnhuber Gefahren für uns alle aufziehen: Wir sprachen deshalb mit ihm darüber,
– ob uns ein Jahrhundert des Autoritarismus bevorsteht, wie Dahrendorf gewarnt hat,
– ob Nachhaltigkeit nur etwas für Bessersituierte ist und
– wie eine ökologische Transformation überhaupt klappen soll in einer Welt, in der die meisten Menschen nicht von Demokraten, sondern von Autokraten regiert werden.