• Sustainability To Go Podcast

    Was macht eigentlich ein CO2-Buchhalter?

    Immer mehr Unternehmen und Organisationen entscheiden sich für ein Klimamanagement, ergreifen eine Klimastrategie oder schlagen den Weg zur Klimaneutralität ein. Doch die wenigsten wissen, was sie wirklich tun müssen, welche Instrumente längst da sind – und welche wirken.

     In der Praxis bestehen deutliche Qualitätsunterschiede und sehr viele Begriffe, Konzepte und Methoden schwirren durch die Diskussionen. Das verunsichert oder schreckt sogar ab.

     Helfen können hier CO2-Bilanzierer. Unser heutiger Interviewpartner Svend Andersen ist so ein Treibhausgas-Buchhalter und hat als einer der ersten vor über 20 Jahren diese Ausbildung absolviert, die bis heute in Deutschland weitgehend unbekannt ist. Ursprünglich stammt Svend aus Hamburg, lebt aber seit einigen Jahren in seiner Wahlheimat Kanada.

     Svend Andersen ist überzeugt, dass wir den Klimawandel nur dann aufhalten können, wenn wir die größten Verursacher von Treibhausgasen in die Verantwortung nehmen: Das sind die Strom- und Wärmeproduzenten. Rund 75 Prozent der heute emittierten Treibhausgase sind hier zu verorten.

     Sein Credo: Strom und Wärme müssen als Produkte mit Umwelteigenschaften verstanden werden. Über eine umfassende Regulierung der Emissionen als Teil des ordnungspolitischen Tagesgeschäfts und ein auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierendes Carbon Accounting ließe sich damit der Klimawandel flächendeckend bekämpfen. Diesen Ansatz möchte er auch in Deutschland bekannter machen.

     

    Wie nachhaltig ist Kaffee?

    168 Liter Kaffee trinkt jeder Deutsche im Durchschnitt pro Jahr. Das entspricht fast 26.000 Kaffeetassen pro Minute. Damit trinken wir Deutschen übrigens mehr Kaffee als Wasser. Vor allem Medienberufe, Polizisten und Lehrer – in dieser Reihenfolge – haben den höchsten Tagesverbrauch.  

    Am liebsten übrigens trinken wir ihn als klassischen Filterkaffee. Aber auch Extravagantes wie Cold Brew und Kombinationen mit Limonaden liegen im Trend.

    Vor allem boomen jedoch Kaffeesorten und -hersteller, die eine Geschichte erzählen können:  Viele Konsumentinnen und Konsumenten achten nämlich heute beim Kauf von Kaffee bewusst auf Nachhaltigkeits-Aspekte. 

    Dabei geht es ihnen um wirtschaftliche Aspekte wie faire Löhne, von denen man auch Leben kann. Also sogenannte Living Wages. Es geht um den Ausbau von gemeinschaftlichen Strukturen in ländlichen Gebieten wie etwa Schulen, um Krankenversicherung und Krankenversorgung. 

    Und nicht zuletzt geht es auch um ökologische Nachhaltigkeit: Weniger Pestizide und weniger Wasserverbrauch, Artenschutz und Schutz der Böden. Vor allem der Klimawandel setzt den Kaffeeanbaugebieten rund um den Äquator zu. Dort weicht man immer öfter auf neue Anbaugebiete und neue Lagen aus. Hierzulande wird in Laboren an neuen und resistenteren Züchtungen geforscht. 

    Nachhaltiger Kaffee ist also ein wichtiger Trend am Markt, aber – wie bei manch anderem Lebensmittel auch – es fehlt noch der letzte Schritt zum Durchbruch: So ist das Produktionsvolumen von Rainforest-Alliance-zertifiziertem Rohkaffee zwischen den Jahren 2010 und 2018 um 199 Prozent gestiegen. Im Anbauland Brasilien macht nachhaltiger Kaffee bereits ein Drittel der Ernte aus. In Guatemala und Peru dagegen erst fünf Prozent.

    In unserem heutigen Podcast sprechen wir mit Holger Preibisch, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Kaffeeverbandes, und Dr. Marco Lescher, Customer Care & Services Director von Nespresso Deutschland. Sie erklären uns unter anderem, warum man Brotbäume zwischen Kaffeesträucher pflanzen sollte, es keinen Sinn macht, in den Anbauregionen den Kaffee zu rösten, und warum Kaffeehersteller vor Ort viel in die Bildung der Bauern investieren.


    Offene oder autoritäre Gesellschaften – Wer löst Probleme besser?

    Ob Corona oder Klimakrise – immer wieder stellt sich die Frage: Sind unsere Strukturen in den westlichen Demokratien zu langsam, um die großen Herausforderungen zu meistern? Machen das autoritäre Systeme nicht besser? Da wir nicht lange debattiert, sondern durchregiert. Wir sprachen darüber mit dem Club of Rome-Mitglied Stefan Brunnhuber.

    Insbesondere die Corona-Pandemie stellt eine Zäsur dar. Auch in demokratischen Staaten werden Bürgerrechte außer Kraft gesetzt. Freiheit ist zwar wichtig, aber es gibt noch wichtigeres, so lautet der Tenor. Und aus Angst vor Krankheit, Tod oder unkontrollierbarem Klimachaos sind viele von uns nur zu gern bereit, unsere Freiheiten zurückzustellen. 

    Immer öfter wird dabei ein Gegensatzpaar zwischen „Gerechtigkeit“ und „Freiheit“ aufgebaut. Aber Freiheit ist kein Ballast in Krisenzeiten. Sie sind auch kein Privileg, sondern ein Grundrecht. Das findet unser heutiger Gast Prof. Dr. Dr. Stefan Brunnhuber. Er ist von Hause aus sowohl Mediziner und Psychologe als auch Wirtschaftssoziologe. Er ist zugleich auch Mitglied des hochgeachteten Club of Rome. Als Dahrendorf-Schüler ist Brunnhuber ein Verfechter offener Gesellschaften. Von Gegensatzbeziehungen Klima oder Gesundheit vs. Freiheit hält er deshalb nicht viel. 

    Dennoch ist die offene Gesellschaft heutzutage alles andere als ein Selbstläufer. Vor allem von autoritären Modellen sieht Brunnhuber Gefahren für uns alle aufziehen: Wir sprachen deshalb mit ihm darüber, 

    – ob uns ein Jahrhundert des Autoritarismus bevorsteht, wie Dahrendorf gewarnt hat, 

    – ob Nachhaltigkeit nur etwas für Bessersituierte ist und 

    – wie eine ökologische Transformation überhaupt klappen soll in einer Welt, in der die meisten Menschen nicht von Demokraten, sondern von Autokraten regiert werden.

    Worauf sollte man in einer Unternehmens-Partnerschaft achten?

    Die Welt ist nicht perfekt. Überall müssten wir anpacken: beim Klimaschutz, beim Ressourcenverbrauch, in der Bildung, bei Arbeitsbedingungen in Lieferketten etcetera pp. Die Liste der gesellschaftlichen Aufgaben ist lang, aber die finanziellen Möglichkeiten des Staates sind begrenzt. Immer mehr Menschen fordern deshalb auch von Unternehmen, dass sie ihren Beitrag zum Gemeinwohl leisten. Damit rücken Partnerschaften zwischen Wirtschaft und der Zivilgesellschaft und/oder dem Staat immer stärker in den Fokus. Man spricht hierbei von Public-Private Partnerships oder auch Multi-Akteurs-Partnerschaften. 

     Insbesondere für das Erreichen der UN-Entwicklungsziele sind solche Partnerschaften entscheidend. Denn die globalen Herausforderungen sind gewaltig und reichen weit über die staatlichen Landesgrenzen hinaus. Weltweit agierende Unternehmen und UN-Organisationen arbeiten deshalb immer öfter gemeinsam an Lösungen. Eine solche Partnerschaft pflegen zum Beispiel seit mehr als zwanzig Jahren UNICEF und IKEA: Gemeinsam will man durch Bildungsprogramme die Rechte der Kinder stärken. Ziel in Deutschland ist es beispielsweise, in Schulen die UN-Kinderrechtskonvention sowohl im Unterricht als auch in ihrem Schulalltag zu verankern.

     Auch andere Unternehmen können sich an solchen Initiativen ein Beispiel nehmen. Doch bevor man allzu schnell eine Partnerschaft eingeht, sollte man einiges beachten. Passt das Projekt zu meinem Unternehmen? Was gebe ich auf? Was bringe ich ein? An welchen Stellen bin ich bereit, mich beeinflussen zu lassen? UmweltDialog-Chefredakteur Dr. Elmer Lenzen spricht in unserer heutigen Podcast-Ausgabe mit den Verantwortlichen von UNICEF Deutschland und IKEA Deutschland über ihre Erfahrungen und Empfehlungen. 

    Was bedeutet die EU Taxonomie für Unternehmen?

    Schluss mit Larifari – Die EU will gesetzlich verbindlich bis 2050 klimaneutral werden. Ab dann sollen also keine neuen Treibhausgase aus Europa mehr in die Atmosphäre gelangen. Erst jüngst wurde dazu die Klimaziele bis zur nächsten Etappe 2030 nachgeschärft. Mittlerweile folgen auch immer mehr Gerichte diesen Argumenten. Die Klimaziele werden im sogenannten Green Deal festgehalten. Um diese zu erreichen will die EU ihre bisherige Wirtschaftsweise umkrempeln und dabei sämtliche Wirtschaftszweige und Branchen einbeziehen. Konkrete Maßnahmenkataloge und Regeln sollen die Transformation überwachsen. Dazu zählt insbesondere die sogenannte „Klimataxonomie“, die festlegt, welche Geschäftstätigkeiten in Zukunft mit Klimaneutralität vereinbar sind und welche zu den Auslaufmodellen gehören. Um das und andere Aspekte der Unternehmensverantwortung zu kontrollieren, wird die Corporate Sustainability Reporting Direktive, kurz CSRD, deutlich verschärft.